Liebe Dermatolan-PartnerInnen,
Akne und alle Vorstufen der entzündlichen, irritierten Haut sind ein großes Arbeitsgebiet der Kosmetik. Wir können die Symptome sehr gut behandeln und auch die immer mit der Akne verbundene Barriereschwäche ausgleichen. Aber an die hormonellen Ursachen kommen wir nicht ran. Oft treten sehr schwierig zu behandelnde Akneformen nach Absetzen der Hormonpille auf. Dann ist guter Rat schwierig. Denn die Kundinnen leiden sehr, haben aber oft nicht die Geduld, mit konsequenter kosmetischer Pflege am Ball zu bleiben. Dann greifen sie lieber zu medizinischen Therapien, die aber oft erhebliche Nebenwirkungen haben. Diese lassen sich unserer Erfahrung nach gut mit der kosmetischen Pflege kombinieren, leider wird hiervon noch viel zu wenig Gebrauch gemacht. Im Gegenteil – oft dient die Kosmetik eher als „Sündenbock“, anstelle Ihre Potentiale als Kosmetikerin zu nutzen! Um den Dialog mit Ärzten zu verbessern schicken Sie uns bitte Ihre Erfahrungen, wir möchten dieses Thema auf einer unserer Ärztefortbildungen ansprechen!
Hier nun ein aktueller Fall:
Lieber Herr Prof. Schmidt, eine von mir seit ca. einem halben Jahr behandelte Kundin (32 Jahre) leidet nach dem Absetzen der Pille unter erheblichen Akneschüben. Wir telefonierten damals zusammen mit der Kundin bei Behandlungsbeginn. Trotz Darmsanierung, ML Produkten und einigen anderen Therapien wurde die Haut nicht besser. Nun begann sie vor ca. 1 Woche die Aknenormin -Therapie 20 mg. Nun hat sie heute erhebliche Entzündungen vor allem an Lymphleiste Kinn/ Wange Richtung Ohr. Es sind pustulöse Entzündungen, die Haut rötet sich extrem schnell und war kaum auszureinigen. Außerdem klagt sie über erhöhten Augeninnendruck und natürlich fangen die Schleimhäute schon an auszutrocknen. Insgesamt allerdings auch eine psychische Komponente dabei ganz offensichtlich. Sie bombardiert mich ständig mit Bildern zu ihrem Hautzustand. Nun begleite ich die Therapie mit zunächst Addtitiv C und MissingLink- Reinigungsmilch. Das Additiv C brennt allerdings bei der Kundin. Wie behandele ich und kann ich das Enzympeeling einsetzen?
Beste Grüße und Danke!!! Ulrike A., Bremen
Antwort: Die beschriebenen Symptome sind typische und recht häufige Nebenwirkungen der Aknenormin-Therapie. Der Wirkstoff Isotretinoin reduziert ja nicht nur die Lipidproduktion in den Talgdrüsen, sondern auch die der Epidermiszellen. Dadurch wird die Hautbarriere (die Rein´sche Barriere) geschwächt, die ja aus Epidermislipiden besteht. Infolge dessen verliert die Haut zu viel Feuchtigkeit und wird insgesamt sehr irritationsanfällig. Dies ist der Hauptgrund für die auftretende Hauttrockenheit, für Irritationen und Infektionen aller Art. Isotretinoin ist daneben extrem embryonenschädigend (auch noch nach Wochen nach Absetzen darf die Patientin nicht schwanger werden), hat also erheblichen negativen Einfluss auf Zellbildungen. Deshalb sollte das Mittel ja auch nach Herstellerangaben nur bei schweren Aknefällen eingesetzt werden. Mich irritiert der Augeninnendruck. Ich würde ihr raten, diesbezüglich unbedingt mit ihrem Arzt sprechen, das kommt mir etwas unheimlich vor, diese Nebenwirkung wurde in einigen Studien bereits beschrieben, muss unbedingt abgeklärt werden!
Für Sie als Kosmetikerin ist das problematisch: durch die Aknenormintherapie ist die Haut extrem anfällig und irritativ. Alles, was Sie machen, kann zu Reizungen führen. Aber gar nichts zu tun ist auch keine Lösung, da die Haut dann noch mehr strapaziert wird. Unsere Wirkstoffe (z.B. der Dermatolan-Komplex) können die Barriere stärken, dringen aber aufgrund der vorgeschädigten Haut bis unter die Barriere und können von den dortigen unter Stress stehenden Immunzellen fälschlicherweise als „Angreifer“ angesehen werden. Also bleibt nur, ganz vorsichtig herauszufinden, was vertragen wird und was nicht. Und dann ganz sanft diese Präparate eins nach dem anderen anwenden, um die Barriere zu stärken und die Entzündungen zu dämpfen. Kein Peeling, kein Gesichtswasser, keine mechanische Massage, keine Maske. Ich würde zunächst Alphacreme und evtl. die HydroEssence testen und wenn das klappt, dann evtl. Additiv D erst drüber und wenn ok, dann drunter anwenden.
Schwierig, schwierig ….. Aber lassen Sie mal erst den Dermatologen weiter machen, das hat er „verbockt“ und muss nun versuchen, die Haut wieder etwas zu beruhigen. Nicht in die ärztliche Therapie reinreden, sonst sind Sie evtl. der „Sündenbock“, Kosmetik als Verursacher oder als Auslöser ist ja einfach…
Schade, denn eigentlich liegt das Problem nach dem Absetzen der Pille doch auf der Hand. Was soll da eine derart aggressive Therapie bewirken? Das Hormonproblem bleibt doch weiter bestehen und taucht später verstärkt wieder auf.
Liebe Grüße, Michael Schmidt