Blaulichtschäden in der Haut – Macht Handylicht alt und faltig?

Spätestens nach der Sendung „Höhle der Löwen“ am 16.5.2022 treibt die Kosmetik-Marketingindustrie „eine neue Sau durchs Dorf“: Etliche Kosmetikhersteller werben mit (angeblichem) „Schutzfilter gegen Bluelight“, als wenn das nun der endgültige Durchbruch gegen Hautalterung darstelle.

Was ist dran? Lassen Sie uns unaufgeregt die tatsächlichen Fakten zusammentragen.

Für die Eiligen vorweg:

– Blaulicht kommt in starker Dosis im natürlichen Tageslicht und in weitaus geringerer Menge in künstlichen Lichtquellen (Bildschirm, Handy) vor. Wenn überhaupt macht also das Tageslicht „alt“ und nicht die Strahlung aus Bildschirmen.

– Blaulicht ist das energiereichste sichtbare Licht (allerdings viel energieärmer als UV-Licht).

– Blaulicht hat positive Wirkungen (entzündungshemmend, Vitamin-D-anregend, gegen Müdigkeit und Depression) und negative Wirkungen (augenreizend, provoziert Bildung Freier Radikale in der Haut und somit frühzeitige Hautalterung).

– der Blaulichtanteil aus künstlichen Quellen kann durch Gerätefilter und durch Filtergläser reduziert werden (Letzteres hilft auch gegen Blaulicht aus Tageslicht).

– es gibt keine Lichtschutzmoleküle für kosmetische Produkte, die das Blaulicht wegfiltern (wie durch manche Werbung suggeriert wird). Wenn es sie gäbe, wäre ihre tägliche Verwendung ohnehin kritisch zu sehen.

– ABER: gegen die Folgeschäden des Blaulichtes (Bildung Freier Radikale und Hautalterung) wirken spezielle Antioxidantien (die auch gegen Folgeschäden der viel gefährlicheren UV-Strahlen wirken).

Und nun für die Geduldigen einige Hintergrundinfos:

„Blaues Licht“ ist ein Bestandteil des natürlichen sichtbaren Lichtes und wird durch LED-Lichtquellen, Displays und Computerbildschirmen, aber auch durch therapeutische Tageslichtlampen ausgestrahlt. Die Blaulichtanteile im „natürlichen“ Tageslicht sind riesig höher als in den „technischen“ Lichtquellen. Im Spektrum des sichtbaren Lichtes bewegt sich das blaue Licht am energiereichen Rand (350-480 Nanometer Schwingung), kurz vor dem noch energiereicheren Ultraviolettlicht (UV 100-400 Nanometer Schwingung). Umso kürzer die Schwingung, also der Abstand zwischen den Wellentälern ist, desto energiereicher ist die Strahlung (der Abstand von Wellental zu Wellental wird in Nanometer „nm“ gemessen. 1 nm ist der einmilliardste Teil eines Meters. Ein Nanometer verhält sich zu einem Meter wie der Durchmesser einer Haselnuss zum Durchmesser der Erde).

Bekannt ist, dass eine sehr hohe Dosis des energiereichen Blaulichtes (besonders der blau-violette Anteil zwischen 450 und 480 nm) die Netzhaut der Augen schädigen kann und dass das blaue Licht die Produktion unseres Schlafhormons Melatonin hemmt und somit Schlafstörungen auslösen kann. Deshalb werden von Herstellerseite sehr häufig technische Blaulichtfilter in die Bildschirmgeräte eingebaut. Außerdem bieten Brillenhersteller entsprechend gefilterte Gläser an (diese schimmern etwas orangerot). Auch deshalb sollten Bildschirme nichts im Schlafzimmer zu suchen haben.

Schadet blaues Bildschirmlicht der Haut?

In der Publikumspresse wird oft verbreitet, dass die stundenlange Strahlung des Blaulichts von Laptop, Smartphone und Fernseher unsere Zellen schwäche, unsere Haut stresse und zu vorzeitiger Hautalterung führe. Diese These ist unter Wissenschaftlern allerdings umstritten. Zumal die „technische“ Blaulichtstrahlung wesentlich geringer als der natürliche Blaulichtanteil des Tageslichts ist. Zum Vergleich: Bei wolkenlosem Himmel bekommen wir etwa 2000mal so viel Blaulicht ab wie von einem ungefilterten Bildschirm. 1 Stunde unter freiem Himmel entsprechen also ca. 250 vollen Arbeitstagen am Computer. Unsere Haut altert also definitiv nicht durch Computer- oder Handystrahlung. Wenn schon, dann durch das Tageslicht. Wer in der Mittagspause draußen spazieren geht, bekommt umgerechnet innerhalb weniger Minuten viel mehr Blaulicht ab als bei monatelanger Bildschirmarbeit.

Ist es nun aber nötig, die Haut vor dem (blauen) Tageslicht zu schützen?

Wirksame Schutzfaktoren gegen die Auswirkungen des natürlichen Tageslichts sind unserer Ansicht sinnvoll. Denn die energiereichen Strahlen der Sonne lassen in den Hautschichten Freie Radikale entstehen, die sich nach und nach anhäufen und dann gravierende Zellschäden anrichten können. Doch welcher Schutz ist wissenschaftlich anzuraten und auch praxistauglich? Es gibt keinen speziellen „Lichtschutzfaktor“, der die Wellenlänge des blauen Lichtanteils (350-480nM) abfiltert. Die zugelassenen Lichtschutzmoleküle schützen vor UV-A und UV-B-Strahlen und das ist enorm wichtig, aber eben nicht vor Blaulicht. Generell bringt die tägliche Verwendung von chemischen Lichtschutzfiltern auch Nebenwirkungen mit sich, z.B. durch die Entstehung von unerwünschten Reaktionsprodukten mit UV-Licht und durch die Belastung der Haut mit Chemikalien. Physikalische Lichtschutzfaktoren sind ebenfalls nicht unumstritten, sie „weißeln“ oft, sind optisch also störend und außerdem aus Umweltgründen nicht empfehlenswert (Zinkoxid- und Titandioxid-Nanopartikel gehören nun mal nicht in die Umwelt).

Wir bevorzugen für den täglichen Gebrauch den indirekten Schutz, also Wirksubstanzen gegen die Folgen der energiereichen Strahlung, sei es die Bildung Freier Radikale durch UV- oder durch Blaulichtstrahlung. Derartige Wirkkomplexe gewinnen wir aus Tiefsee-Organismen und aus speziellen Pflanzenextrakten und setzen sie in unseren MissingLink- und marineau-Produkten ein. Insofern wäre die Werbeaussage „Schutz gegen HEV-Bluelight“ bei unseren Präparten tatsächlich gerechtfertigt („HEV-Bluelight“ bedeutet „High-Energy-Visible-Bluelight“, also „energiereiches Blaulicht“).

Für Ihre Kundenaufklärung wichtig:

Ehrlicherweise muss aber darauf hingewiesen werden, dass unsere Präparate eben nicht die Blaulichteinstrahlung und damit die Entstehung gefährlicher Freier Radikale in der Haut verhindern (was heute generell nicht möglich ist), sondern dass sie die Radikale selbst und ihre Auswirkungen bekämpfen.

Viele Grüße, bleiben Sie dran!

Ihre Antje & Michael Schmidt